3rd Perspective
United Future Organization, 1997

'What's the matter ? Are you scared ?'

Egal, vor wem ihr gerade flüchtet - Vor Baxter ? Dem KGB ? Oder gar der vielbesagten bulgarischen Mafia ?
Egal, welches Vehikel ihr dafür benutzt - Einen Lancia Astura ? Eine DS ? Oder vielleicht einen /8 ?
Egal, welches wundervolle, blauäugige Wesen sich auch immer am Beifahrersitz aufhalten mag - Pauline ? Tatjana ? Oder doch Nikolaj ?

Wo auch immer eure Wege hinführen - möge der liebe Herrgott-Himmelvater euch beschützen - aber wenn ihr euch schon aus nichtigen Gründen vernichten lässt, dann besorgt euch wenigestens das richtige Ambiente !
Am besten auf dem Rücksitz.


* Oder noch besser mit Vladimir und ohne Estragon nach Odessa, in einem Jensen Interceptor. Oben ohne.

- SPY.SPICE







Extension du domaine de la lutte
Ausweitung der Kampzone

Nur ein Buch. Nur 170 Seiten!
Michel Houellebecq, 1994

Vor den aggressiven Normalisierungsbestrebungen einer feindseligen, unwirtlichen und immer mehr unwirklichen Umgebung, flüchten wir in die authentische Erfahrung des Ich - zu der Persönlichkeit, von der man annimmt, das es die eigene ist;
Denn dort, wo man sich tatsächlich noch mit jemandem identifizieren kann, fühlen wir uns wohl und es gefällt uns - weil es verlogen ist.
Oder wie Michel Houellebecq sagt: 'Die Idee des Ich besetzt seit fünfhundert Jahren den Raum. Es ist Zeit, eine andere Richtung einzuschlagen.'

Oder anders ausgedrückt: Es ist Zeit für eine neue Lüge - mit Hilfe derer wieder ein neues Ich entstehen kann.
Die peinigende Suche nach Wahrheit führt so long nur zu der wenig ermutigenden Feststellung, das alles gelogen ist.
Der Schein trügt eben.

Lasst die Wahrheitsspiele* also hinter euch und lasst uns zu den Waffen greifen, um jene - wider aller Methode - gegen uns selbst zu richten. Denn wenn man die Wahrheit finden will, muss man - vermutlich, vermute ich - nach der Lüge suchen.

* Ja richtig ! Auch von Michel, allerdings Foucault.

- SUPER.MARKT






Michel, du bist schön!

www.przekroj.com.pl

Marek Raczkowski
45/2005

Geboren 1959, studierte am Lehrstuhl für Innenarchitektur an der Akademie der Künste in Warschau. Er beschäftigte sich mit Plakaten, Bühnenbild und Möbeldesign. Als Zeichner debütierte er 1992. Er illustrierte Artikel in Zeitschriften wie Gazeta Wyborcza und Obserwator Codzienny. Seit 1993 feste Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Polityka, seit kurzem auch mit Przekrój. Neben Andrzej Mleczko, Henryk Sawka und Mirosław Gryń gehört Marek Raczkowski zu den gefragtesten satirischsten Zeichnern Polens.

- VOGEL.GRIPPE










Pàn Raczkowski

Confessiones

Von aussen betrachtet sind wir alle ja doch nur hilfloser Spielball unserer Gefühle. Unsere Eruptionen von Glücksgefühl und guten Launen sind ebenso lächerlich - wenn auch gesellschaftlich akzeptierter und wohlwollender aufgenommen als unsere hysterischen Depressionen und Lustlosigkeiten, die manche von uns bis in den Selbstmord treiben - was übrigens gar nicht das Schlimmste wäre; Schlimmer ist es, das alle Unbeteiligten, mit in den Abgrund gezogen werden sollen. Wir verhalten uns im Grossen und Ganzen wie ein junges Hundebaby, das, von seinen Gefühlen überwältigt, mit kleinen Spritzern seines zottigen Pimmels alles voll brunzt, sobald sein Frauchen wieder nach Hause kommt.

Wenn ich auf der Suche nach dem äussersten Rand der Verzweiflung bin, dann mag das klingen, als hätte ich zuviel Novemberluft geschnuppert. Aber das ist weit gefehlt, denn der äusserste Rand der Verzweiflung ist einer der herrlichsten und erstrebenswertesten Orte unter allen.
Der äusserste Rand der Verzweiflung ist jene Demarkationslinie, die man nicht überschreiten sollte, denn auf der anderen Seite ist nichts außer Lächerlichkeit zu finden. Woher ich weiß, was auf der anderen Seite ist? In einer stillen Zeit der Liebe hat mir das eine der interessantesten Frauen, die ich in meinen Leben kennenlernen durfte, geflüstert. Dem bleibt somit nichts hinzuzufügen.

Also werde ich meine Suche nicht aufgeben, bevor ich den äussersten Rand der Verzweiflung gefunden habe und dann werde ich diese Linie entlang balancieren - diesen hauchdünnen Grat zwischen Verzweiflung und Lächerlichkeit, gemeinhin auch als Glück missverstanden.

De Solati, 11.05

- GRENZ.GÄNGER