Хobby + Texnik
Teil 1

Bobrov ging die Straße entlang und dachte: Warum, warum, wenn man Sand in die Suppe schüttet, schmeckt dann die Suppe nicht mehr?
Plötzlich sah er am Straßenrand ein kleines Mädchen sitzen, das einen Wurm in der Hand hielt und weinte.
- Warum weinst du? - fragte Bobrov das kleine Mädchen.
- Ich weine nicht, ich singe, - sagte das kleine Mädchen.
- Aber warum singst du so? - fragte Bobrov.
- Damit der Wurm lachen kann, - sagte das Mädchen, - und ich heiße Natascha.
- Ach so? - staunte Bobrov.
- Ja, genau so - sagte das Mädchen, - auf Wiedersehen.
Das Mädchen sprang auf, setzte sich auf sein Fahrrad und fuhr davon.

- So klein und kann schon Fahrrad fahren, - dachte Bobrov.

[Daniil Ivanovic Charms, 1905-1942]

La Science des rêves

Frankreich 2006
Regie: Michel Gondry

Ein ausgesprochen amüsantes surreales Manöver, das zudem einen sehr positiven Gesinnungswandel herbeigeführt hat: Seit diesem Film wollen wir abends nur mehr kleine bunte Stofftiere nähen, die angenehm anzugreifen sind und sich nachts miteinander unterhalten.
Und worüber reden sie ?
Natürlich über die "Ziege auf der Klippe"...

Ceci tuera cela

'Dieses wird jenes töten', seufzt der Erzdechant Claude FROLLO, trauriger Nebendarsteller des Glöckners von Notre-Dame, und er meint damit die ARCHITEKTUR, die als Protagonistin des mythisch-symbolischen Spektakels bald vom Buch abgelöst werden wird. In der Retrospektive liegt oft Fiktion. Hinter dem Erzdechant spricht Vicor HUGO und seine Wahrheit: "Das Buch wird das Gebäude töten", oder vielmehr "Die Druckerpresse wird die Kirche töten". Ein Satz, der genauso oft widerlegt wie bestätigt wurde.*

Anstatt jetzt die alte Kontingenzdebatte neu aufzuwirbeln, oder uns über Vermittlungsschwächen der Gegenwartsarchitektur zu ärgern, wollen wir diesen Satz lieber als wehmütig-prophetische Ankündingung eines bevor stehenden ABSCHIEDS betrachten: Was sagt FROLLO, dieser den Fortschritt verweigernde, esoterische Katholik, der den gotischen Wasserspeiern offenbar mehr abgewinnen kann, als den Büchern ?

Er hat ganz einfach Angst, und wir mit ihm: Dieses Unbehagen an den Oberflächen führt immer wieder hinunter auf den Grund - oder vielleicht auch zurück zu den Wurzeln. Diese sinnlose Sehn-Suche findet oft lächerlich materielle Manifestationen (Stichwort: Citroen DS) bleibt aber auf Dauer unbefriedigt: Weil das Reisen im Raum allerorts befürwortet, das Reisen in der Zeit dagegen unmöglich ist.

Wie auch immer - der Abschiede werden noch viele sein. Und ein gotischer Wasserspeier mag in manchen Fällen ein besseres mnemotechnisches Mittel sein als ein Buch.
Die Romantik lassen wir jetzt weg, aber keine Angst: 'Uns bleibt immer noch Paris..'

* Siehe Martin Luther, Umberto Eco, Marshall McLuhan, Regis Debray, Georg Schrom u.v.a.